Besuchst Du heutzutage eine Jobseite im Internet, ist eines der ersten Buzzworte, die Dir um die Ohren geworfen werden das Wort „Leidenschaft„. Wechselst Du auf die Webseite eines Magazins, oder in Deinen Lieblingsblog – Was siehst Du da? Schon wieder das Wort „Leidenschaft“!
Jeder Blogger, jeder Jobcoach, jeder Motivationstrainer, predigt Dir das gelbe vom Ei herunter, wenn es um Leidenschaft geht.
Um Leidenschaft in der Arbeitswelt ist ein Hype entstanden, der kaum mit einem vorherigen vergleichbar ist.
- Was ist aber Leidenschaft?
- Warum ist sie so beliebt geworden?
- Ist Leidenschaft wirklich so wichtig, wie es einem immer erzählt wird?
Unsinn.
Leidenschaft kann sogar Dein größter Feind sein.
Deine Leidenschaften und Du
Was ist eine Leidenschaft überhaupt?
Im modernen Sprachgebrauch nehmen wir das Wort Leidenschaft für Tätigkeiten her.
- Tätigkeiten, die Dir Spaß machen
- Tätigkeiten, die Du gerne machst
- Tätigkeiten, für die Du immer Motivation hast.
- Tätigkeiten, bei denen es sich mit Leichtigkeit am Morgen aus dem Bett springen lässt.
Klingt doch prima, oder?
Im Konzept der Leidenschaft ist jedoch ein fataler Fehler:
Leidenschaften basieren auf Interessen
Alle Deine Leidenschaften basieren auf Interessen. Du hast etwas ausprobiert, und dann gemerkt, dass Du Spaß daran hast. So hat es sich schnell zu einer Leidenschaft entwickelt.
Da liegt aber auch das Problem.
Deine Interessen ändern sich im Laufe Deines Lebens ständig.
Beispiel:
Heute liebst Du Fremdsprachen. Du liest ständig Bücher in ihren Originalsprachen.
Wenn Du Dir die deutsche Lokalisierung eines dieser Bücher anschaust, wirst Du nur enttäuscht. Eine sinnvolle Übersetzung scheint dem Verleger ein Fremdwort zu sein.
Scherze und Slang, die sich nicht ins Deutsche übertragen lassen, wurden nicht für die deutsche Veröffentlichung geändert.
Du bist überzeugt, dass Du es viel besser kannst. Genau deswegen warst Du vor Deiner Arbeitslosigkeit ein Übersetzer, oder möchtest jetzt einer werden.
Dein Interesse an Fremdsprachen kann in wenigen Jahren wieder verflogen sein.
Dann wird Dein Herz für etwas ganz anderes brennen.
Das ist auch gut so, aber es kann Dich beruflich leider auch zurückhalten.
Nicht jede Leidenschaft macht Geld
Das ist ein Fakt, den die Prediger Dir gerne verschweigen.
Jeder von uns hat Sachen, die er echt genießt, die sich aber nicht in der Realwirtschaft umsetzen lassen.
Sagen wir mal, Du liebst es, Eis Crème und Pizza (nur als Beispiel) zu essen.
Die könntest Du jeden Tag, den ganzen Tag essen.
Damit wirst Du aber kein Geld verdienen. Gewicht zunehmen, sicher, aber Geld verdienen sicher nicht.
Okay, jetzt kannst Du damit argumentieren, dass Du ja ein Testesser werden könntest.
Oder ein Restaurantkritiker.
Klar, sowas würde schon funktionieren. Jobs wie diese haben aber kaum noch etwas mit der Leidenschaft, die Speisen zu genießen, zu tun.
Diese spezifischen Jobs zum Beispiel, beschäftigen sich mehr mit Schreiben, Fotografie und Recherche, als mit dem Essen. Zu essen ist noch immer ein Teil des ganzen, aber der Teil ist winzig klein.
Es gibt natürlich auch Leidenschaften, die Geld einbringen können. Ordentlich Geld sogar.
Zum Beispiel den Fußballspieler, der Schauspieler, usw.
Berufsfelder wie diese sind aber so heftig umkämpft, dass die Chance, in diese Welt hinein zu kommen so groß ist, wie ein tropfen Wasser auf einem heißen Stein.
Das soll Dich jetzt nicht davon abhalten, es trotzdem zu versuchen. Nur solltest Du aber realistisch bleiben, wenn Deine Leidenschaft so heiß umkämpft ist.
Mein Fehler mit der Leidenschaft, und wie ich meine Bestimmung fand
In meiner zweiten Arbeitslosigkeit habe auch ich einen Fehler gemacht, wenn es um Leidenschaft ging. Hätte ich diesen Fehler nicht gemacht, hätten sich meine beiden Phasen der Arbeitslosigkeit sicher nicht auf die gesamt 3 Jahre summiert.
Zum zweiten Mal arbeitslos war ich, da ich in meinem letzten Job in Berlin einen Burnout hatte, wodurch ich den Job kündigen musste, und zurück nach Österreich ging.
Als ich wieder in die alte Heimat zurück kam, hatte ich bereits gute 45 KG abgenommen, und war im Fitness-Flow. Ich habe meine Leidenschaft in gesunder Ernährung und Bewegung gefunden.
Je mehr ich abgenommen habe, desto mehr wollte ich auch anderen Menschen mit ihrer Gesundheit helfen. So habe ich mich dann im Sommer 2013 dazu entschlossen, eine Neuorientierung als Fitness Trainer zu vollziehen.
Damit habe ich meine Arbeitslosigkeit aber massiv verlängert.
Der nächste Kurs fand erst ab Oktober 2013 statt, und bis dahin wollte mich keine Firma in ihren Studios Vollzeit anstellen. Den Kurs habe ich dann im April 2014 abgeschlossen, aber damit wurde meine Suche nach einer Position als Fitness Trainer auch nur minimal besser.
Vier Monate danach, im August 2014 wurde mir dann zumindest ein Praktikum angeboten.
Eventuell hätte sich mehr daraus entwickeln können, aber ich habe als Persönlichkeit absolut nicht reingepasst. Im Studio wollte man einen Klassenclown, jemand der die Gäste unterhält, und gut verkauft.
Traurig, aber wahr: In den meisten Fitnessstudios will das Management nur, dass die Trainer Mitgliedschaften, Produkte und Personal Trainingseinheiten verkaufen.
Den Studiochefs sind die Gesundheit der Kunden egal.
Ich wollte den Menschen wirklich helfen, und war da auch mit ernst dahinter.
Nach weiteren Monaten ohne Job, habe ich mich dann im Herbst 2014 zu einer neuen Umorientierung entschlossen. Ich zog mit meiner damaligen Freundin (jetzt Verlobten <3 :D) zusammen, und hatte dank besseren öffentlichen Verkehrsmöglichkeiten auch ein größeres Repertoire an Jobs zur Verfügung.
So habe ich mir dann überlegt, welchen Job ich stattdessen machen soll.
Nach langer Selbsterforschung fand ich dadurch endlich meine Bestimmung: Menschen zu helfen.
Ich genieße nichts mehr, als anderen Menschen zu helfen. Nur wenige Dinge zaubern mir ein so großes Lächeln ins Gesicht, wie wenn jemand dank mir einen besseren Tag hat.
So habe ich mich in allen Jobs beworben, in denen ich Helfen konnte.
Vom Call Center zum IT Support quer durch die Bank.
So kam ich dann wieder zurück in die Arbeitswelt, da man mir dann bei A1 im Tech Support eine Chance gab.
So wurde ich dann auch für meinen Job bei Apple angeworben, und habe danach die Chance genutzt, um ein Freizeitprojekt anzufangen, welches zu dem Zeitpunkt schon seit einem Jahr in meinem Kopf war: WeWillWork
Warum Deine Bestimmung wichtiger als die Leidenschaft ist
Was bedeutet „Bestimmung“ überhaupt?
Wird Dir Deine Bestimmung von Wahrsagern vorhergesagt?
Findest Du Deine Bestimmung in alten Büchern als Prophezeiung vor?
Die Bestimmung ist kein mystischer Quatsch, wie es einem immer glaubhaft gemacht wird. Bestimmung ist auch keine höhere Macht. Bestimmung wird Dir nicht vom Universum auf gezwungen.
- Deine Bestimmung ist das, was Deinem Leben Sinn gibt.
- Genau das, wofür Dein Herz brennt.
- Wenn Du das machst, lebst Du wirklich.
- Du hast Spaß daran.
- Jeden Tag stehst Du mit voller Motivation auf, weil Du weißt, dass Du es heute wieder machen darfst.
Klingt ganz nach Leidenschaft, nicht wahr?
Warum ist es das nicht?
Weil Deine Bestimmung genau das ist, wofür Du lebst. Ohne das zu tun, macht Deine Existenz nur halb so viel Sinn.
Es ist das, wofür Du geboren wurdest. Und der größte Unterschied zur Leidenschaft ist, dass Du Deine Bestimmung auf vielfältigen Arten und Weisen ausleben kannst.
Wie finde ich meine Bestimmung?
Jetzt solltest Du am Punkt angelangt sein, „Ja Daniel, da hast Du wirklich recht. Ich habe mehr als nur eine Leidenschaft. Und in keiner konnte ich mich je auf professioneller Ebene verwirklichen.“
Keine Angst, noch ist nicht das Ende aller Tage.
Denn sogar die eigene Bestimmung kann man in einer Selbstanalyse finden.
Zuerst schreibe alle Deine Leidenschaften in einer Liste nieder.
Dann lies die folgenden Sätze laut vor, und fülle sie aus:
„Ich muss unbedingt ____ machen. Ich wurde in die Welt gesetzt, um ____ zu machen. Ich bin bereit, ____ dafür durch zu stehen.“
Was fällt Dir hier auf? Ganz genau, Deine Bestimmung ist, etwas zu tun.
Genau dieses Etwas kannst Du auf verschiedene Arten und Weisen machen.
Kannst Du die Sätze nicht ausfüllen, schreibe Dir all Deine Leidenschaften auf, und suche den gemeinsamen Strang zu finden. Die eine Gemeinsamkeit, die sich alle Deine Leidenschaften miteinander teilen.
Füllen wir den Satz mal mit einem Beispiel aus: „Ich muss unbedingt Menschen dabei helfen, fitter zu werden. Ich wurde in die Welt gesetzt, um einen bleibenden Einfluss in ihrer Gesundheit zu hinterlassen. Ich bin bereit, dafür Monate des budgetierens durch zu stehen“.
Deine Bestimmung ist der Grundsatz hinter den Leidenschaften, die Du hegst.
Deswegen kannst Du Deine Bestimmung in unzähligen Möglichkeiten ausleben.
Die richtige Karriere für Deine Bestimmung
Du möchtest schnellstmöglich wieder aus der Arbeitslosigkeit heraus.
Du möchtest eine Zukunft, die es Dir ermöglicht, Deine Bestimmung zu erfüllen.
Wenn Du Dich nicht bereits um ein Berufsfeld bewirbst, dass sich mit Deiner Bestimmung überschneidet, solltest Du definitiv Dich neu orientieren.
Um den richtigen Karrierepfad für Deine Bestimmung zu finden, kannst Du verschiedene Methoden anwenden.
Meine Methode, um es herauszufinden ist, mir die folgenden Fragen zu stellen:
- Kann ich in dem Job Menschen helfen? (denn Menschen zu helfen ist meine Bestimmung. Du kannst es natürlich mit Deiner Bestimmung ersetzen)
- Zauber ich jemanden ein Lächeln ins Gesicht?
- Macht der Job mir Spaß?
- Kann ich in dem Job besser werden?
- Verändert mein Job etwas in der Welt?
Du kannst die Fragen natürlich für Dich persönlich anpassen.
Kann ich alle fünf Fragen positiv beantworten, ist der Job ein absoluter must have.
Dann bewerbe ich mich in allen ausgeschriebenen Stellen dieses Karrierefelds.
Erfüllt der Job aber meine Bestimmung (siehe Frage #1), reicht nur das während Arbeitslosigkeit schon, um mich dafür zu bewerben.
Denn in der Arbeitslosigkeit ist es höchst wichtig, schnellstmöglich wieder den Anschluss in die Arbeitswelt zu finden. Da ist es egal, ob der nächste Job Spaß macht, oder ob ich Verbesserungspotenzial habe.
Solch ein iterativer Prozess, um die ideale Karriere zu fördern, ist sicher nicht so aufregend wie einfach der Leidenschaft hinterher zu laufen. Aber es funktioniert.
Das will auch die Bestimmung von Dir. Es ist tiefgründiges funktionieren und machen.
Leidenschaft dagegen ist einfach oberflächlich.
Hast Du Fragen zum finden Deiner Bestimmung?
Kennst Du Deine Bestimmung schon?
Lass mich Deine Meinung zum heutigen Artikel in den Kommentaren unterhalb des Artikels wissen!
-Daniel